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1. Theil 3 - S. 45

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Mühlberg. 45 die Elbe zu zeigen, wo man hindurchreiten könne. Er that dies aus Rache gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei Pferde mitgenommen hatten (ein zweiter Ephialtes!). *) Moritz verhieß ihm 100 Kronenthaler und zwei andere Pferde. So brach der Morgen an, der 24. April 1547, der des verblendeten Johann Friedrichs Schicksal entscheiden sollte. Ein dicker Nebel lag über der Flur und dem Strome. Einige spanische Scharfschützen versuchten durch die Furt zu setzen, aber die Sachsen feuerten stark herüber. Da meinte der Kaiser, wenn man sich nur der Schiffe, die jenseits ständen, bemächtigen könnte. Sogleich warfen die Spanier den Harnisch ab, nahmen die Säbel zwischen die Zähne, sprangen ins Wasser, schwammen hinüber und jagten den Sachsen einige Schiffe ab, welche sie nun im Triumph herüberbrachten. Sie wurden mit Schützen bemannt, die den Uebergang der Reiterei beschützen sollten. Vom Müller geführt, ritten jetzt der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und andere Führer durch die Furt, die ganze Reiterei mit. Schnell ordnete Karl seine Schaaren; das Fußvolk, für welches eine Schiffbrücke geschlagen wurde, wartete er nicht ab. Er hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein starkes andalusisches Roß, in der Rechten schwang er seine Lanze, und die eben durchbrechende Morgensonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Indessen brachten Boten auf Boten dem Kurfürsten, der ungeachtet der Gefahr in einer Kirche dem Gottesdienst zuhörte — — es war gerade Sonntag — die Nachricht, Karl rücke an. Aber der Kurfürst wollte es nicht glauben; auch könne er jetzt nicht kommen, sagte er; erst müsse der Gottesdienst beendigt sein. Aber als dieser beendigt war, hatte er kaum noch Zeit, sich eilends in seinen Wagen zu setzen und davonzujagen. Denn mit dem Rufe: „Hispauia! Hispania!" stürzten die trefflichen kaiserlichen Reiter auf die Sachsen ein; Moritz focht unter den Vordersten. Leicht wurden die sächsischen Reiter in die Flucht gejagt; sie warfen sich auf ihr eigenes Fußvolk und brachten nun auch dies in Verwirrung; ohne Ordnung liefen die Unglücklichen auseinander und wurden durch die ganze Haide von den Siegern verfolgt. Der Kurfürst warf sich endlich, so schwer er auch wegen seiner Dicke reiten konnte, auf ein starkes Pferd und jagte fort. Einige leichte Reiter holten ihn ein und wollten ihn fangen. Aber der dicke *) Siehe Th. I. S. 122.

2. Theil 3 - S. 187

1880 - Stuttgart : Heitz
Albrecht von Wallenstein. 187 den erwähnten Vorschlag. Ferdinands Räche meinten, man könne ihn ja mit 20,000 Mann den Versuch machen lassen. „Nein!" rief Wallenstein, „das kann ich nicht! die getraue ich mir nicht zu unterhalten; wohl aber 50,000 Mann." — „Ihr wundert euch!" fuhr er fort. „Seht, mit 50,000 Mann kann ich überall Gesetze vorschreiben, und die gesammten Lebensmittel einer Provinz stehen mir zu Gebote. So ist es nicht mit 20,000, die manchmal bitten müssen, wo jene befehlen." Das sahen die Räthe ein, und der Kaiser gab ihm nicht nur die gesuchte Erlaubniß, sondern auch das Recht, alle Offizierstellen zu vergeben. Nun ließ er die Trommel rühren, und von allen Seilen strömten ihm Menschen zu; denn an müßigem Volke fehlte es nirgends, besonders damals, wo schon so manche Gegend verwüstet war, und wie gut es sich in Wallensteins Lager leben ließ, war ja schon bekannt. In kurzem hatte er mehr als 20,000 Mann beisammen, und wie er vorrückte, wuchs der Haufe wie ein rollender Schneeball an. Zuerst ging er auf Niedersachsen los und traf am Harze mit Tilly zusammen. Beide hätten nun zusammen handeln sollen, aber dazu war jeder zu stolz; keiner wollte von dem andern Befehle annehmen, und so trennten sie sich nach nur kurzem Beisammensein. Zuerst ging Wallenstein (1626) gegen den Grafen Mansfeld, der bei Dessau über die Elbbrücke gehen wollte. Hier erwartete Wallenstein den Grafen hinter schnell aufgeworfenen Schanzen und schlug ihn, da er stürmte, mit großem Verluste zurück. Er verfolgte ihn dann durch Schlesien bis nach Ungarn, von wo Mansfeld, wie schon oben erzählt, zu Bethlen Gabor entwich. Im folgenden Jahre trieb Wallenstein die feindlichen Truppen aus Schlesien, unterwarf die Provinz dem Kaiser wieder, wandte sich nun gegen den Hauptfeind, den König von Dänemark, Christian Iv., der an der Spitze der niedersächsischen Kreisstände stand und schon von Tilly bei Lutter am Barenberge aufs Haupt geschlagen war, und jagte ihn vor sich her. Demüthig bat dieser um Frieden, erhielt aber eine verächtliche Antwort, und binnen wenigen Tagen hatte Friedland Schleswig und Jütland mit seinen Soldaten überschwemmt, und Christian mußte froh sein, daß er ihm nicht nach seinen Inseln folgen konnte. Hätte Wallenstein nur Schiffe gehabt! So blickte er ihm nur wüthend nach, und soll vor Zorn gar glühende Kugeln ins Meer haben feuern lassen. Das alles geschah durch ihn allein, während der alte Tilly in einem Winkel von Deutschland ihm zusehen mußte. Und wie fürchterlich hausten

3. Theil 3 - S. 281

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Xii. Krieg gegen Dänemark. 281 sagt, gethan! Karl fuhr selbst mit einem ausgesuchten Heere über den Sund. Schon standen die Dänen am Ufer, um ihn zurückzutreiben. Aber ungeachtet des Kugelregens sprang er aus dem Schiffe ins Wasser, welches ihm bis an die Arme reichte, den Degen in der Hand, und so stürmte er gegen die Dänen an, hinter sich feine Soldaten, welche die Gewehre hoch über dem Wasser emporhielten. Als die Kugeln um ihn herumflogen, fragte er feine Begleiter, was das für ein Pfeifen wäre. „Sire! das sind die Flintenkugeln." — „So?" sagte Karl, „das soll künftig meine Lieblingsmusik sein!" — Die Dänen verloren den Muth, solchen Feinden zu widerstehen, und warfen sich in die Flucht. Nun ging es rasch auf Kopenhagen zu. Karl hielt die schönste Mannszucht; jedes Plündern war bei Todesstrafe verboten. Dafür aber nahmen ihn die braven seeländischen Bauern freundlich auf. „Gott segne Ew. Majestät," sprachen sie; „wir wissen wohl, daß Ihr uns kein Leid thun werdet; Ihr seid ja der frommen Ulrike Sohn." *) Wie schön, wenn der Segen unserer Aeltern auf uns ruht! — Und als Karl nachher wieder zurückkehrte, sagten ihm die ehrlichen Leute mit Thränen Lebewohl. Der König Friedrich aber war über die plötzliche Erscheinung der Schweden so bestürzt, daß er demüthig um Frieden (in Travendal in Holstein) bat. Karl gewährte ihn gern; denn er hatte mehr zu thun. Das geschah 1700. Nun ging es rasch wieder zu Schiffe. Karl fuhr über die Ostsee nach Lievland, landete und eilte der Stadt Narwa in Esthland zu Hülfe, die von den Russen belagert wurde. Hier kam es zu einer Schlacht, 8000 Schweden gegen fast 80,000 Russen, die sich noch obendrein verschanzt hatten. Aber der Wind trieb die fallenden Schneeflocken den Russen gerade ins Gesicht, und dies machte es den Schweden möglich, unbemerkt sich zu nähern. In einer Viertelstunde war die Schlacht entschieden und die Russen in voller Flucht nach einer einzigen Brücke. Endlich brach diese ein und alle, die aus ihr waren, stürzten mit Angstgeschrei zum unfehlbaren Tode hinab. Den Nachgebliebenen war nun jeder Weg der Rettung verschlossen; sie vertheidigten sich hinter einer Reihe von Wagen. Das Schießen hörte Karl am andern Ende des Schlachtfeldes. Er jagte herbei. Unterwegs hielt ein Morast ihn auf; er wollte durchsetzen, sein Pferd fiel aber so tief hinein, daß *) Seine Mutter war eine dänische Prinzessin, Schwester des Königs von Dänemark.

4. Theil 3 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Mitleiden in seiner Seele aufzutauchen. Aber der Eindruck war nur gering; denn er schrieb an den Kaiser mit Wonnegefühl: „Seit dem Untergange von Troja und Jerusalem ist kein ähnlicher Sieg erfochten worden." — Auch pflegte er nachmals mit grausamem Spotte das Blutbad die Magdeburgische Hochzeit zu nennen.*) *) Wir haben noch einige Erzählungen von solchen Einwohnern übrig, die sich gerettet haben. Die kürzeste davon mag hier des Beispiels wegen stehen: „Ms unser Schullehrer am 20. Mai Morgens seinen Unterricht geendigt hatte und mit seinen Schülern, zu denen ich gehörte, betete, entstand ein Geschrei in der Straße: die Stadt sei erobert. Flintenschüsse bestätigten die Wahrheit dieser Aussage, noch mehr das Sturmgeläute. Sogleich lies uns der Lehrer auseinander gehen. Er empfahl uns dem Schutze Gottes und sagte, daß wir uns wahrscheinlich erst im Himmel wiedersehen würden: In einem Augenblicke machten wir uns alle davon, der eine hierhin, der andere dorthin. Ich erreichte den breiten Weg (die Hauptstraße, die durch die ganze Stadt führt) und sah der Stadtwage gegenüber, neben der Hauptwache, einen Haufen Soldaten, den Säbel in der Hand. Neben ihnen lagen viele andere Soldaten auf der Erde todt ausgestreckt. Dieser Anblick machte mich schaudern. Ich lief aus allen Kräften und schlug die Pelikanstraße ein, in der Hoffnung, das Haus meines Vaters erreichen'zu können. Aber kaum hatte ich in dieser Absicht einige Schritte gethan, als ich mich mitten unter einem andern Haufen Soldaten befand, die eben einen Menschen niederstießen, den ich sich in seinem Blute wälzen sah. Dieser Anblick erschütterte mich mit solcher Gewalt, daß ich nicht weiter laufen konnte. Ich flüchtete mich indessen in ein Haus, dem Wirthshause zum Pelikan gegenüber. Hier stieß ich auf einen alten Mann, der mir sagte: „Liebes Kind, was fuchst du hier? Rette dich lieber, ehe du den Soldaten in die Hände fällst." Ich wollte eben seinem Rathe folgen, aber dazu hatte ich keine Zeit mehr; denn ein Haufe Kroaten drang in das Haus ein, als ich es eben verlassen wollte. Sie schwangen den Säbel über den alten Mattn und forderten Alles, was er habe. Ungesäumt öffnete ihnen dieser einen Kasten vqll Gold, Silber und Kleinodien. Sie fielen darüber her, steckten ein, so fiel in ihre Taschen ging, das Uebrige thaten sie in einen Korb. Dann schossen sie den alten Mann nieder. Ich schlich mich geschwind fort und suchte mich hinter einige alte Kisten zu verstecken. Indem ich so überall herumkroch, erblickte ich eine sehr schöne junge Dame, die mich dringend bat, fortzugehen, um sie nicht zu verrathen. Ich gehorchte ihr; ehe ich aber noch wußte, wohin ich mich wenden sollte, hielten mich die Kroaten sest und einer von ihnen schrie: „Halt, du Hundejunge! da nimm den Korb und trag ihn vor mir her!" Ich griff, schnell zu und begleitete sie überall, wohin sie gingen. Sie stiegen in mehrere Keller und beraubten Männer und Frauen ohne Erbarmen. Als wir aus dem einen Keller wieder heraufstiegen, sahen wir mit Entsetzen, daß das Feuer schon das Haus ergriffen habe. Wir drangen mitten durch die Flammen und machten uns geschwind davon. Wahrscheinlich sind alle Die, welche noch im Hause waren, darin umgekommen. Seit dem Tage habe ich meinen Vater und meine Mutter nie wiedergesehen!" Wie viele Herzen mögen in jenen wenigen Stunden angstvoll geschlagen haben!

5. Theil 3 - S. 204

1880 - Stuttgart : Heitz
204 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. dachte er. Geschwind schickte er einen Gesandten an Gnstav Adolph, und ließ ihn flehentlich bitten, ihm doch eilends zu. Hülfe zu kommen. Gnstav war damals in Brandenburg. Er freute sich heimlich über die Verlegenheit des unklugen Kurfürsten und antwortete ganz kalt: „Es thut mir leid, daß der Kurfürst sich in Noth befindet; aber er ist selbst schuld, und hätte er mir geglaubt, so würde er nicht in der Verlegenheit sein und Magdeburg noch stehen. Jetzt sucht er mich nur, weil ihn die Noth zwingt." — Da der Gesandte fortfuhr zu bitten, so rief er endlich: „Gut! ich verlange, daß mir der Kurfürst Wittenberg einräume, daß er seinen ältesten Sohn als Geisel schicke, daß er meinen Soldaten eine dreimonatliche Löhnung gebe und alle seine schlechten Rathgeber mir ausliefere. Will er das nicht, so mag er sehen, wie er fertig wird." Als Johann Georg dies hörte, rief er ungeduldig: „Mein Gott! nicht nur Wittenberg, sondern ganz Sachsen soll ihm offen stehen; ich will mich und meine ganze Familie ihm zu Geiseln geben. Kehrt geschwind zu ihm zurück und sagt ihm: er solle mit mir gewiß zufrieden sein!" — Gustav war gerührt über die Angst des schwachen Mannes und großmüthig genug, jene Bedingungen, bis auf die eines einmonatlichen Soldes für fein Heer, fallen zu lassen und nichts zu verlangen, als daß die Sachsen zu ihm stoßen und seinen Befehlen gehorchen sollten. Und nun ging er schnell auf Tilly los. In der Ebene nördlich von Leipzig, beim Dorfe Breitenfeld, trafen sie am 7. September 1631 auseinander. Gustav hatte die Sachsen auf den linken Flügel gestellt; gegen sie stürmte Tilly selbst heran, überwältigte sie und trieb sie in die Flucht. Auch der Kurfürst galoppirte fort und machte erst nach mehreren Stunden in Eilenburg Half, um sich durch einen Trunk Bier zu stärken. Aber die Schweden? — Die hielten desto wackerer aus. Siebenmal sprengte Pappenheim mit der Reiterei gegen sie, und siebenmal wurde er zurückgeschlagen. Sie standen wie die Mauern, und endlich brachte der brave General Gustav Horn die Kaiserlichen ganz in Verwirrung. Zum ersten Male wurde hier Tilly geschlagen, und zwar vollkommen. Fast wäre er gefangen genommen oder getödtet worden. Ein Rittmeister in schwedischen Diensten, wegen seiner Gtoße der lange Fritz genannt, wollte ihn lebendig oder todt haben, und griff den alten General wüthend an. Schon hatte dieser drei Schüsse und einen Lanzenstich erhalten; schon schlug der lange Fritz mit einer umgekehrten Pistole auf ihn los, faßte

6. Theil 3 - S. 206

1880 - Stuttgart : Heitz
206 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. der Kaiser Ferdinand oft nicht wußte, wo er das Geld hernehmen sollte. Sechzehn Kammerherren, von denen vier den täglichen Dienst und jeder seinen eigenen Pagen und Bedienten hatte, waren seiner Winke gewärtig, und Virtuosen aller Art verherrlichten seinen Hos. Auf Reisen folgten ihm sechs Kutschen mit seinem Gefolge, im Kriege gar 100 vier- und sechsspännige Wagen. Er selbst war mäßig und nüchtern und schalt denjenigen des Lebens unwürdig, der nur für seinen Magen lebte. Wenn aber gezecht wurde, so ging es wild her und man trank dann aus Hüten. Er sprach nur wenig, lachte selten, war finster, mürrisch, eigensinnig, ungeduldig und mißtrauisch, erlaubte aber bei der Tafel Frohsinn und Scherz. Wegen der Gicht ging er langsam und aus einen Stock gestützt; mißtrauisch warf er bei jedem Schritte die Augen umher. Sein thätiger Geist ruhte nie; daher mußte eine Todtenstille um ihn her fein. Weit um fein Quartier her waren Posten aufgestellt, welche jeden warnen mußten, stark aufzutreten, und das Bellen der Hunde, das Raffeln der Wagen, jedes laute Wort, selbst das Klingen der Sporen war ihm verhaßt. Sein Stolz verlangte die tiefste Ehrerbietung von jedermann, selbst von dem Vornehmsten, und es machte ihm ein Vergnügen, deutsche Fürsten recht geringschätzig zu behandeln. In allem, was er that, wich er von der Handlungsweise anderer Menschen ab und sah gern, wenn er das bei andern auch fand. Einst hatte ein Hauptmann, der auf der Wache stand, ihn nicht bemerkt und sollte Schläge bekommen. Aber er widersetzte sich, gab seinem Pferde die Sporen und drohte, den zu erschießen, der sich ihm nähern würde; er wolle lieber mit Ehren sterben, als mit Schande leben. „Brav!" rief Friedland, „du mußt vielen Muth haben, daß du dich meinen Befehlen zu widersetzen wagst." Und er schenkte ihm 2000 Thaler. — Ein gemeiner Soldat zeichnete sich einmal so aus, daß Wallenstein ihn zum Hauptmann ernannte. Aber der Mensch bedankte sich nicht einmal dafür. Darüber war Wallenstein nicht nur nicht böse, sondern er gab ihm obendrein ein bedeutendes Geschenk. „Daß er mir nicht gedankt hat," sprach er, „ist die größte Lobrede auf mich; es beweist, daß ich das Verdienst und nicht die Person belohne. Es ist nicht nöthig, Dank zu sagen, wenn man keine Gefälligkeiten erhalten hat." Was ihm zum Ruhme anzurechnen ist, war, daß er nie auf Empfehlungen, sondern blos auf Verdienste sah. Einmal kam ein Fremder in sein Lager und brachte ein kaiserliches Patent mit, daß Wallenstein den Ueberbringer zum

7. Theil 3 - S. 212

1880 - Stuttgart : Heitz
212 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. wie sie sich der Landstraße näherten, von einem heftigen Flintenfeuer der in den Gräben liegenden feindlichen Musketiere und von dem Feuer der an den Windmühlen stehenden Kanonen empfangen. Der König ist der Erste, der mit seiner Reiterei über die Gräben setzt; er zerstreut die leichtberittenen Polen und Kroaten, deren unordentliche Flucht auch der übrigen Reiterei Furcht und Verwirrung mittheilt. Eben so unwiderstehlich dringen die Fußregimenter des rechten Flügels zu den Gräben vor, vertreiben daraus die Feinde mit der Kolbe und Partisane, stürmen die Batterie vor der feindlichen Mitte, erobern die hier aufgestellten sieben Kanonen und bringen Unordnung in die dichten Haufen des Fußvolks. Aber tier Ungestüm des Angriffs hat die schwedischen Brigaden auseinander gebracht; die geschlossenen Linien sind aufgelöst. Dies benutzen die kaiserlichen Reiterhaufen im Centrum; sie eilen den fliehenden Fußregimentern zu Hülfe, werfen sich auf die Schweden, halten sie auf, nehmen ihnen die bereits eroberten Kanonen wieder ab und treiben sie über die Gräben wieder zurück, während die Batterien an den Windmühlen ihre Kugeln unter die weichenden Schweden schleudern. Diese Verwirrung wird dem Könige hinterbracht, als er eben im Vordringen begriffen ist. Er übergiebt sogleich dem General Horn die Führung des rechten Flügels, um die errungenen Vortheile zu verfolgen, und eilt an der Spitze der sinnländischen Kürassiere nach dem linken Flügel, der Unordnung abzuhelfen. Sein edles Roß überspringt pfeilschnell die Gräben; er eilt, da die Reiter nicht so schnell nachfolgen können, ihnen voraus, nur vom Herzoge Franz Albert von Lauenburg, einem Pagen und einem Stallmeister begleitet, gerade nach der Gegend, wo sein Fußvolk am meisten bedrängt ist, und indem er seine Bücke um-hersendet, irgend eine Blöße des feindlichen Heeres auszuspähen, führt ihn sein kurzes Gesicht zu nahe an dasselbe. Auf diesem Wege erhält er einen Schuß in den linken Arm. In diesem Augenblicke kommen seine Schwadronen dahergesprengt, und ein verwirrtes Geschrei: „Der König blutet; der König ist erschossen!" breitet unter die Ankommenden Schrecken und Entsetzen aus. „Es ist nichts! Folgt mir!" ruft der König, seine ganze Stärke zusammenraffend; aber überwältigt vom Schmerz und der Ohnmacht nahe, bittet er in französischer Sprache den Herzog von Lauenburg, ihn ohne Aufsehen aus dem Getümmel zu schaffen. Indem der Letztere auf einem Umwege mit dem König umkehrt, erhält dieser durch einen

8. Theil 3 - S. 371

1880 - Stuttgart : Heitz
Peters Iii. Tod. Katharina Ii. 371 nach der gegenüberliegenden Insel und Festung Kronstadt segeln, deren Garnison sich noch nicht entschieden hatte, und sich der dortigen Flotte bemächtigen. Während Peter noch schwankte und dadurch Zeit verlor, kam die Nachricht, die Kaiserin sei in Anmarsch mit 20,000 Soldaten. In Hast schiffte sich Peter mit seinem Gefolge nach Kronstadt ein. Hier hatte sich indessen alles geändert; die Soldaten waren für die Kaiserin in Eid und Pflicht genommen, und als die Jacht, auf welcher der Kaiser sich befand, anlegen wollte, rief die Schildwache: „Wer da!" — „Der Kaiser!" antwortete man vom Schiffe. „Es giebt keinen Kaiser mehr!" —Bei diesem Ruse springt Peter vor, schlägt seinen Mantel auf, um seinen Ordensstern sehen zu lassen, und ruft: „Ich bin es selbst! Kennt ihr mich nicht?" Aber die Wache hält ihm die Bajonnete entgegen und droht Feuer zu geben, wenn er sich nicht augenblicklich entferne. „Fort mit dem Schiff! Hoch lebe Katharina!" schreit die an der Küste stehende Menge. Peter sinkt in die Arme seiner Begleiter und sagt weinend: „Die Verschwörung ist allgemein; seit dem ersten Tage meiner Regierung habe ich es so kommen sehen!" Die Barke blieb während der Nacht auf der See. Katharina war mit ihren Regimentern die Nacht zwischen Petersburg und Peterhof geblieben. Indessen zeigte sich der unglückliche Kaiser ganz rathlos; noch einmal verlangte er Münnichs Rath. Dieser meinte, noch fei nichts verloren; er solle nach Preußen fliehen zu seinem dort stehenden Heere und mit demselben zurückkehren ; aber Peter konnte sich auch nicht dazu entschließen, sondern befahl, ihn bei Dranienbaum ans Land zu setzen, um mit Katharina zu unterhandeln. Er ließ sie bitten, ihn nach Holstein zu entlassen. Statt der Antwort sandte sie eine Entsagungsacte, die er zu unterzeichnen habe. Er unterschrieb ohne Weigerung und wurde zu Wagen nach Peterhof, von hier nach einem Landgute, sechs Stunden von Petersburg, geführt. Aber die Anhänger der Kaiserin hielten den Tod des entthronten Fürsten zur Sicherung ihrer Pläne für nothwendig. Alexei Orlow begab sich mit einigen andern Verschworenen zu dem Gefangenen und unter ihren Händen endete er am 17. Juli sein Leben. Von Katharina ist der Befehl zu dieser schrecklichen That nicht ausgegangen, aber daß sie straflos bleiben würden, haben die Männer, welche sie vollbrachten, wohl gewußt. Am andern Tage wurde bekannt gemacht, daß der gewesene Kaiser an einem Ansalle von Kolik, an welcher er bisweilen litt, gestorben sei.

9. Theil 3 - S. 214

1880 - Stuttgart : Heitz
214 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Der Befehl, welcher ihn nach Lützen zurückrief, hatte ihn in Halle erreicht. Ohne fein zerstreutes Fußvolk zu erwarten, ließ er acht Regimenter Reiterei aufsitzen und eilte an der Spitze derselben spornstreichs auf Lützen zu. Er kam noch eben recht, um die Flucht des kaiserlichen linken Flügels, den Gustav Horn aus dem Felde schlug, zu bezeugen. Aber mit schneller Gegenwart des Geistes sammelte er die flüchtigen Völker wieder und führte sie aufs neue gegen den Feind. Fortgerissen von seinem wilden Muthe bricht er fürchterlich in die schwedischen Schaaren des rechten Flügels, die, ermattet vom Siege, dieser Fluth von Feinden endlich unterliegen, und schnell benutzt Wallenstein den günstigen Augenblick, das Treffen zu erneuern. Die dichtgeschlossenen schwedischen Bataillone werden unter einem mörderischen Gefecht durch den Generallieutenant Piccolomini und Graf Trczka (sprich Tersika) über die Gräben zurückgetrieben. Wallenstein selbst sah man mitten unter dem feindlichen Kugelregen mit kühner Seele seine Truppen durchreiten, dem Nothleidenden nahe mit Hülfe, dem Tapfern mit Beifall, dem Verzagten mit seinem strafenden Blicke. Um und neben ihm stürzten seine Völker entseelt dahin, und sein Mantel wurde von vielen Kugeln durchlöchert. Aber die Rachegötter beschützten heute seine Brust, für die schon ein anderes Eisen geschliffen war. Nicht so glücklich war Pappenheim. Die glühende Begierde, dem Könige selbst im Kampfe zu begegnen, riß den Wüthenden mitten in das blutigste Schlachtgewühl, wo er seinen edeln Feind am wenigsten zu verfehlen hoffte. Auch Gustav hatte gewünscht, diesen geachteten Gegner von Angesicht zu sehen; aber die feindselige Sehnsucht blieb ungestillt und erst der Tod führte die versöhnten Helden zusammen. Zwei Musketenkugeln durchbohrten Pappenheims Brust und gewaltsam mußten ihn die Seinigen aus dem Gewühle tragen. Indem man beschäftigt war, ihn hinter das Treffen zu bringen, drang ein Gemurmel zu seinen Ohren, daß Gustav gelobtet sei. Als man ihm die Wahrheit des Gerichts bekräftigte, erheiterte sich sein Gesicht. „So hinterbringe man dem Herzog von Friedland," rief er aus, „daß ich hoffnungslos darniederliege, aber fröhlich dahinscheide, da ich weiß, daß dieser unversöhnliche Feind meines Glaubens an einem Tage mit mir gefallen ist." — Mit Pappenheim schwand das Glück der Kaiserlichen vom Schlachtfeld. Kaum vermißten ihn die Truppen, als sie alles verloren gaben und in schimpflicher Flucht das Weite suchten. Die Schweden setzten zum dritten Male über die Gräben. Eben neigte sich die Sonne zum i

10. Theil 3 - S. 323

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Hohenfriedberg. 323 seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung. Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der
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